Sicher ist, daß die ersten Katzen per Schiff nach Amerika kamen. Es könnten die Wikinger gewesen sein, die (absichtlich oder nicht) bei ihren Landungen an der amerikanischen Ostküste einige ihrer Schiffskatzen zurückließen. Die Maine Coon zeigt auf den ersten Blick äußerlich Ähnlichkeiten mit der in Skandinavien entstandenen Norwegischen Waldkatzen.
Es könnten aber auch unbekannte Pioniersiedler, die mit Sicherheit Schiffskatzen als Rattenbekämpfer für die Überfahrt dabei hatten, diese Katzen mit an Land genommen haben.
Nicht widerlegbar, aber auch nicht zu beweisen, ist die Geschichte von Captain Samuel Clough, der gegen Ende der Französischen Revolution die königliche Familie und deren Besitztümer "retten" sollte oder wollte und außer Schmuck und Mobiliar vielleicht auch die geliebten Langhaarkatzen der Marie Antoinette außer Landes und dann nach Amerika geschmuggelt hat.
Niemand weiß, ob die ersten Katzen in Maine kurz- oder langhaarig waren, ob sie gezielt auf ihre imposante Größe und das schützende Fell hin gezüchtet wurden oder ob das raue Maine-Klima und die Notwendigkeit, sich gegen die überaus kräftigen Ratten durchzusetzen, diese Entwicklung bewirkt haben.
Als gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts die Katzenshows in Mode kamen und dort auch die Katzen aus Maine ausgestellt wurden, entsprachen diese Tiere im Großen und Ganzen unseren heutigen Maine-Coon-Katzen: Sie waren imponierend groß, hatten einen üppigen Halskragen, einen vollen und buschigen Schwanz, sowie dichte Haarbüschel in den Ohren.
Gegen das spektakulär exotische Aussehen der Perser- und Siamkatzen hatten die Rattenfänger aus Maine allerdings keine Chance. Ihre Zucht blieb auf das Gebiet Neuenglands beschränkt. Erst ein halbes Jahrhundert später formierte sich eine Maine-Coon-Lobby mit dem Ziel, diese Rasse auch im restlichen Amerika bekannt zu machen: mit Erfolg! Größe, Fellstruktur, der wilde Look und der Charakter erregten Aufmerksamkeit, in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts blühten Zucht und Ausstellungen mit Maine Coons. 10 Jahre später hatte die Rasse sich weltweit durchgesetzt, wurde von allen Verbänden als eigenständige amerikanische Rasse anerkannt, die sich auf natürliche Weise - also ohne Zutun des Menschen - entwickelt hatte, und war regelmäßiger Gast auch auf europäischen Ausstellungen. Heute gilt sie als beliebteste unter den Halblanghaarkatzen.
Das Aussehen
Kopf:
Der Kopfumriß ist kantig. Die hohen Wangenknochen sind hervorgehoben, ein deutlicher Übergang zwischen ihnen und der kantig geformten Schnauze ist fühlbar. Das feste Kinn bildet mit Oberlippe und Nase eine senkrechte Linie.
Die großen, am Ansatz breiten Ohren laufen mäßig spitz zu, sie sind - hoch am Kopf stehend - ganz leicht nach aussen geneigt. Die Haarbüschel in den Ohren ragen über den Muschelrand hinaus Besonders schöne Tiere tragen Luchspinsel auf den Ohrspitzen.
Die großen, weit auseinander stehenden Augen sitzen leicht schräg in Richtung Ohransatz, sie wirken rund, wenn sie weit offen sind, können leicht oval, dürfen aber nie mandelförmig sein. Unabhängig von der Fellfarbe sind alle Augenfarben möglich.
Körper:
Der großformatige Körper mit dem breiten Brustkorb und dem starken Knochenbau wirkt rechteckig und kraftvoll, vor allem Kater weisen einen sehr muskulösen Nacken auf.
Beine:
Die mittellangen Beine stehen auf großen, runden Pfoten, die dichte Haarbüschel zwischen den Zehen haben.
Schwanz:
Er ist mindestens so lang wie der Körper zwischen Schulterblatt und Schwanzansatz. An der Wurzel ist er breit und läuft zum Ende hin allmählich spitz zu. Auffallend ist das lange, volle, wehende Schwanzhaar.
Fell:
Die weiche, feine Unterwolle und das grobe, glatte Deckhaar bilden das dichte Allwetterfell, das an Kopf, Schultern und Beinen kurz ist, entlang des Rückens und an den Seiten nach hinten zu aber immer länger wird. An den Hinterbeinen wächst es zu langen, vollen, strähnigen Pluderhosen, am Bauch zeigt es ebenfalls strähnige Länge. Die Halskrause prägt das Gesamtbild. Das Maine-Coon-Fell hat seidige Textur, das heißt, es glänzt seidig und fällt glatt.
Fellfarben:
Maine Coons werden heute in 190 (!) verschiedenen Farbschlägen gezüchtet. Für den Nichtzüchter, den Maine-Coon-Freund, bedeutet das: Jede Farbe, jede Farbkombination ist erlaubt - mit wenigen Ausnahmen. Die Farben der Maskenkatzen (Rassen, die helles Fell und dunkle Abzeichen an Schwanz, Beinen, Ohren und im Gesicht haben), der Burmakatzen sowie vier Farben mit dem sogenannten Verdünnungsfaktor (Cinnamon, Lilac, Fawn, Chocolate) kommen nicht vor.
Nach wie vor am beliebtesten sind die Coonies im "Farmerlook": gestromt oder getigert.
(aus "Halblanghaarkatzen" von Ursula Birr)