Die selektive Zucht beruht auf einigen leicht verständlichen Grundkonzepten, ist aber ansonsten sehr umfassend. Die grundlegenden Prinzipien wurden Mitte des 19. Jahrhunderts von dem österreichischen Mönch Johann Gregor Mendel entdeckt. Er wies als erster die Vererbung von bestimmten Merkmalen nach. Er fand heraus, dass manche Vererbungsmuster mit vorhersagbarer Beständigkeit wiederkehren.
Die erste Regel besagt:
Kreuzt man zwei reinerbige Individuen miteinander, die sich nur in einem einzigen Merkmal unterscheiden, für das eines der Individuen zwei dominante Faktoren und das andere zwei rezessive (zurückweichende) Faktoren besitzt, so zeigen sämtliche Nachkommen der ersten Generation das dominante Merkmal. So führt die Kreuzung zweier reinerbiger Katzen mit einem schwarzen und einem blauen Fell zu Nachkommen mit schwarzen Fell. Schwarz verhält sich dominant gegenüber blau.
Die zweite Regel besagt:
Die Kreuzung dieser Nachkommen führt zu Variationen des Merkmals. Einige Enkel gleichen hinsichtlich dieses Merkmals einem Teil der Großeltern, andere wiederum gar nicht. Das heißt: In der Generation der Enkel finden sich Individuen mit schwarzem, mit blauem und mit andersfarbigem Fell.
Diesen und anderen Regeln folgend, versuchen Züchter, ihre Katzen optimal zu kreuzen, indem sie die besten Merkmale der Vorfahren fortschreiben und minderwertige Merkmale zu unterdrücken versuchen. Da der funktionale Nutzen des Tieres hierbei nicht berücksichtigt werden muss, können sie sich allein auf ästhetische Qualitäten konzentrieren. Neue Rassen und Variationen entstehen auf einem der nachfolgenden Wege:
1. Mutation
Auf diese Weise entstanden Rassen wie z.B. Sphxnx oder Devon Rex. Das erstmalige Auftreten einer Mutation lässt sich zwar unmöglich voraussagen, erfolgte Mutationen werden jedoch wie jedes andere Gen weitervererbt.
2. Rekombination mutanter Gene
Hierdurch bilden sich eher neue Farbschläge als gänzlich neue Rassen. Auf diesem Weg entstand ein Dutzend Varietäten der Burmakatze.
3. Dauerhafte Selektion der Polygene (quantitative Gene)
Keine Mutation, sondern allein die Auswahl von Individuen jeder neuen Generation, die dem gewünschten Merkmal am nächsten kommen. Zahlreiche Generationen der Siamkatze wurden bereits vom Menschen in diesem Sinne geformt.