Dieser "Ratgeber" ersetzt AUF KEINEN FALL einen Tierarztbesuch! Hält der Durchfall länger als 3 Tage an, ist auf jeden Fall ein Tierarzt zu konsultieren!
Zuerst einmal muss man differenzieren zwischen "Durchfall" und "weichem Kot". Richtiger Durchfall besteht dann, wenn die Katze mehrmals täglich fast flüssigen Kot absetzt. Zwischendurch mal ein weicher Haufen ist als normal anzusehen und natürlich auch von der Fütterung abhängig.
Bei weichem Kot hilft es oft, der Katze über ein paar Tage Darmbakterien (z. B. "Darmflora+" von Dr. Wolz, "SymbioPet" vom TA oder aus der Apotheke, "Darmgel" von Canina o. ä.), bzw. Heilerde oder - noch besser – "Feine Tonerde" (z. B. von Lunderland) ins Futter zu mischen. Alle genannten Zusätze haben eine hohe Akzeptanz bei Katzen. Weiterhin sind essentielle Fettsäuren hilfreich, diese befinden sich z. B. in Schwarzkümmel-, Nachtkerzen- oder Lachsöl, aber auch in kaltgepreßtem Distel- oder Rapsöl. Die beiden letzteren haben den Vorteil, dass sie sowohl geschmacks-, als auch geruchsneutral sind und ohne Zögern mitgefressen werden.
Darmbakterien, Heilerde und die diversen Öle schaden keiner Katze, es ist also keine getrennte Fütterung mehrerer Katzen erforderlich.
1. Aussehen des Kots:
Nicht immer, aber oft kann man von Aussehen und Geruch des Kots auf eine Erkrankung schliessen.
Giardien-Kot ist meist senfgelb, mit Blasen und Blutschlieren versehen und stinkt im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel.
Sehr heller (gelber) und oft recht harter Kot kann auf eine Dysfunktion der Bauchspeicheldrüse hinweisen.
Bei erhöhtem Vorkommen von Clostridien im Darm ist der Kot oft weich, von dunkler Farbe, mit Blasen und riecht stärker als normaler Kot.
Riecht der Kot säuerlich, gärig, nach Kuhmist und glänzt stark, sind meist die Verdauungsenzyme nicht in ausreichender Form vorhanden.
2. Diagnose:
Ist nach 2 oder 3 Tagen keine Besserung in Sicht, sollte die Katze mit einer Kotprobe beim Vet vorgestellt werden. Alle TÄ können direkt in der Praxis die Kotprobe auf Würmer und deren Eier untersuchen. Ein genaues Kotprofil muss meistens in einem Labor erstellt werden. Dann unbedingt auch auf Erreger wie Giardien und Trichomonaden testen lassen, auch eine Futterauswertung kann hilfreich sein. Werden von der Bauchspeicheldrüse zu wenig Verdauungsenzyme ausgeschüttet, kann das im Futter enthaltene Fett nicht richtig verstoffwechselt werden, es wird ausgeschieden und führt dann zu sehr weichem Kot, der fettig glänzt. Mit dem Labor Barutzki in Freiburg haben wir was Kotprofile angeht, bisher sehr gute Erfahrungen gemacht.
Wenn dann innerhalb von 1-2 Tagen das Ergebnis des Labors vorliegt, wird der TA dieses mit Ihnen genau besprechen und eine Behandlung vorschlagen.
3. Behandlung:
Werden bei einer Untersuchung des Kotes Giardien gefunden, ist unser Mittel der Wahl das Antibiotikum Metronidazol, das zum einen die Giardien zuverlässig abtötet und zum anderen auch die dadurch entstandene Darmentzündung heilt. Die Gabe des sehr bitteren Metronidazols erfolgt am besten in Gelatinekapseln (Apotheke) eingepackt, viele Katzen speicheln und schäumen nämlich wie verrückt, wenn sie die Bitterstoffe schmecken. In der Praxis hat sich folgende Medikation bewährt: 7 Tage Metro, 7 Tage Pause, 7 Tage Metro. Oft gibt es die ersten Ergebnisse nach 2-3 Tagen Behandlung. Nach der Behandlung sollte eine Kotprobe nochmals auf Giardien getestet werden.
Viele TÄ empfehlen gegen Giardien das Entwurmungsmittel Panacur, was sich aber bei uns in der Vergangenheit als nicht sehr zuverlässig erwiesen hat.
Gegen Trichomonaden haben wir bis jetzt erfolgreich das Medikament Spartrix eingesetzt. Eigentlich ein Mittel gegen die Gelbknopf-Krankheit (Trichomonas columbae) bei Tauben. Unter Umständen argumentiert der TA, das Mittel wäre nur für Tauben und nicht für Katzen zugelassen. Allerdings ist auch Panacur nur als Wurmkur für Hunde zugelassen. Das Argument "Spartrix schädigt den Darm sehr stark" ist zu vernachlässigen, da ausnahmslos ALLE Wurmkuren und Antibiotika-Gaben den Darm schädigen. Der Vorteil des Spartrix besteht in der einmaligen Gabe. Bei der Behandlung der Katze mit einem der genannten Medikamente ist UNBEDINGT parallel eine Unterstützung des Darmes mit Darmbakterien o. ä. durchzuführen.
Nun ist es so, dass es bei einer längeren Erkrankung durch Endoparasiten zwangsläufig zu einer Verschiebung der Darmflora kommt. Die "guten" Bakterien werden weniger und die "bösen" nehmen überhand. Wenn man jetzt die Parasiten eliminiert, bleibt das Ungleichgewicht ja trotzdem bestehen, bzw. werden die meisten Bakterien durch das Antibiotikum abgetötet, egal, ob es sich um die Guten oder die Bösen handelt. Daher ist es unabdingbar, die Darmflora wieder aufzubauen. Siehe dazu die eingangs erwähnten Mittel und die Hinweise unter "Darmsanierung".
4. Katzenklo-Hygiene:
Ganz wichtig bei einem Befall mit Giardien, Trichomonaden und Co. ist eine penible Hygiene der Trink- und Fressnäpfe, sowie des Katzenklos. Trinknäpfe sollten grundsätzlich einmal am Tag mit sehr heißem Wasser ausgespült und frisch befüllt werden. Fressnäpfe sollten nach jeder Fütterung ebenfalls mit sehr heißem Wasser (besser Spülmaschine) gereinigt werden.
Da die Katzenklo-Hygiene gerade bei einer Giardieninfektion sehr wichtig ist, um eine Reinfektion zu verhindern, macht es Sinn, in der Behandlungsphase billigste Katzenstreu (z. B. Nagereinstreu in Pelletform) zu verwenden und diese nach jedem Kotabsatz wegzuwerfen. Gerade Giardien sind sehr resistent, was Desinfektions- und Reinigungsmittel angeht, allerdings vertragen sie kein heisses Wasser über 60° C. Das Katzenklo wird also am besten nach jedem Klogang ausgeleert (Streu entsorgen!) und mit sehr heissem Wasser, besser noch mit kochendem Wasser ausgespült.
Die Umgebung muss täglich gründlich gereinigt werden, am besten mit einem Wassersauger oder Dampfreiniger. Decken und Liegeplätze müssen gewaschen werden. Am praktikabelsten ist es, die Katze(n) während einer Giardien-Behandlung in ein gefliestes Zimmer umzuquartieren, z. B. ins Bad, da sich dort eine sichere Reinigung der Umgebung durchsetzen lässt und man die erkrankten von den gesunden Tieren trennen kann.
5. Darmsanierung:
Eine Darmsanierung ist ein sehr langwieriger Prozeß und Mensch muss schon viel Geduld aufbringen. Man sagt, dass die Sanierung eines geschädigten Darms ungefähr doppelt so lange dauert, wie die Erkrankung bestanden hat. Ein Monat Durchfall bedeutet also 2 Monate Kur. Ich habe selber bisher einige Durchfall-Katzen behandelt und das dauerte zumindest bei einer Katze fast 2 Jahre. Diese Katze ist nun seit mehreren Monaten stabil, macht perfekte Würstchen und kann wieder alles fressen – es lohnt sich also.
Am besten setzt man mit der Darmsanierung schon während der Antibiotika-Behandlung an. Dafür eignen sich am besten die schon genannten Darmbakterien-Mittel, die in großer Menge die guten Bakterien Enterococcus faecium und Lactobacillus acidophilus enthalten. Die Mittel sollten zeitversetzt gegeben werden, also am besten eine Stunde nach der Antibiotika-Gabe.
Gute Erfahrungen haben wir inzwischen auch mit der Reihe SymbioFlor der Firma SymbioPharm gemacht. Für die verschiedenen Mittel gibt es einen Behandlungsplan, der mindestens 12 Wochen umfasst.
Als großer Helfer bei Darmgeschichten haben sich außerdem Mittel wie Ulmenrinde (Slippery Elm Bark, kurz SEB), sowie indische Flohsamenhülsen erwiesen. Diese Pulver werden mit Wasser angemischt, bzw. aufgekocht und der Katze als Brei mittels Einwegspritze (ohne Nadel!) direkt ins Maul gegeben. Beide Mittel müssen zeitversetzt zu Futter und Medikamenten gegeben werden, da sie eine Schleimschicht auf der Darmwand bewirken und so der Darm weder Nährstoffe noch Medikamente aufnehmen kann.
Da es durch die Darmerkrankung auch zu einem Folsäure-Mangel kommen kann, empfiehlt es sich, diese zuzufüttern. Folsäure, das essentielle Vitamin B9, kann vom Körper nicht hergestellt, sondern muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Überschüssige Folsäure wird mit dem Urin ausgeschiedenn. Folsäure nicht bei Epileptikern zufüttern, da hohe Dosen des Vitamins die Wirkung der Medikamente beeinflussen können.
6. Fütterung:
Im Zuge einer Darmbehandlung, bzw. -sanierung würde ich Trockenfutter gänzlich weglassen. Das enthaltene Getreide kann von einer gesunden Katze schon nicht verdaut werden und belastet den Durchfalldarm immens. Außerdem entzieht das TroFu dem Körper noch mehr Wasser, als er schon durch den Durchfall verliert.
Die beim TA angebotenen und sehr teuren speziellen Durchfall-TroFu haben wir bisher mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen ausprobiert. Das "Besondere" an diesen Futtermitteln ist ein Zusatzstoff, der die Darmtätigkeit verlangsamt und so dem Darm mehr Zeit gibt, den Kot einzudicken. Diesen Effekt kann man auch mit Gabe von Immodium oder Lopedium erzielen, das sollte aber ausschliesslich nach Absprache mit dem TA erfolgen!
Was die Hochwertigkeit des Nassfutters angeht, gehen die Meinungen etwas auseinander. Einer unserer TÄ ist der Meinung, es wäre bei Durchfallerkrankungen besser, weniger hochwertiges Futter zu geben, da der Darm mit dem hohen Protein- und Fettgehalt von Premiumfutter einfach überfordert ist. Bei den Behandlungen "meiner" Katzen konnte ich jedoch keinen großen Unterschied zwischen Junkfood und gutem Futter feststellen.
Wenn es die Katzen mögen, kann man zwischendurch auch einfaches Naturjoghurt oder Quark (enthalten die "guten" Milchsäurebakterien) anbieten. Um die Akzeptanz von Quark zu erhöhen, kann man Fleisch-Baby-Gläschen einrühren. Gekochtes Hühnchen in Haferschleim ist eine gern gefressene leichte Kost, ebenso wie leicht gesalzene Hühnerbrühe.
Wichtig ist auch, den Durchfallbedingten Flüssigkeitsverlust der Katze auszugleichen und das geht nun mal am besten mit Nassfutter, über das man noch einen Schwaps Wasser gibt. Bei andauernden, starken Durchfällen ist auch eine Infusionstherapie sinnvoll.
7. Allergie?:
Bei länger anhaltenden Durchfällen ohne ersichtlichen Grund und negativen Kotuntersuchungen muss man auch an Allergien denken. Eine Katze kann, wie der Mensch auch, auf alles mögliche allergisch reagieren. Auch können Allergien von heute auf morgen auftreten. Die Allergietests, die der TA anhand des Blutes durchführen kann, sind in der Regel nicht sehr aussagekräftig und relativ unsicher.
Hauptauslöser für Allergien sind nach wie vor verschiedene Getreidesorten, allen voran der Weizen. Der erste Schritt ist also, das Trockenfutter komplett wegzulassen und ausschliesslich Nassfutter zu füttern. Dabei ist es wichtig, nur Dosen mit 100% Fleischinhalt zu füttern, z. B. von Animonda, Amora, VetConcept, Grau, RopoCat usw. und auch Dosen mit Reis erstmal auszusortieren. Wichtig dabei ist, dass der Inhalt genau deklariert ist (85% Rind, 15% Huhn o.ä.), Dosen mit Deklarierungen wie "Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, mind. 4 % Huhn" weglassen, da man hier ja nicht weiß, aus was die restlichen 96% bestehen.
Kommt es bei reiner Fleischdosenfütterung innerhalb von 2 Wochen zu keiner Besserung, steigt man am besten auf Sortenreine Dosen um, am besten gleich auf "exotisches" Fleisch, wie Strauss, Rentier oder Hirsch. Solche Dosen sind z. B. von VetConcept oder auch RopoCat erhältlich.
Natürlich kann man seinen Katzen auch etwas Gutes tun und gleich auf reine Fleischfütterung umsteigen. "Barfen für die Katz" klingt im ersten Moment recht kompliziert, ist aber, wenn man sich einmal damit beschäftigt hat, gar nicht so schwer.
Bei "schwierigen Fällen" empfehlen wir immer, einen guten Tierheilpraktiker zu Rate zu ziehen. Erfahrungsgemäß behandeln die Schulmediziner meist nur mit der chemischen Keule (Antibiotika, Kortison, etc.) und lassen oft Darmaufbau und Homöopathie ausser acht.