Ursachen:
Über die Ursachen kann man viel spekulieren, da ist es ähnlich wie mit FIP: Frag 10 Tierärzte und Du bekommst 12 Antworten. Nach meiner Erfahrung und meiner ganz persönlichen Einschätzung nach (ist nicht wissenschaftlich belegt) kann es wohl einen genetischen Hintergrund geben. Bzw. denke ich mir, dass manche Katzen einfach die Disposition zur Zahnfleischentzündung an ihre Kinder weitergeben.
Was auch viel ausmachen kann, sind gewisse Stressfaktoren (Vielkatzenhaushalt, Stress und Veränderungen wie Umzug, Menschennachwuchs, Katzenzuwachs, halt alles, was eine Katze schon mal aus der Bahn wirft). Laut Aussage einiger TÄ kommt auch eine Infektion mit Calici-Viren in Betracht. Bei den Pflegekatzen aus Vielkatzenhaushalten war es oft so, dass sie mit einer massiven Zahnfleischentzündung kamen, die aber abklang, als sie im neuen Zuhause "daheim waren", was aber schon mal 6-7 Monate dauerte. Auch eine anstehende Rolligkeit mit einem gewissen "Hormonüberschuss" ist ein Stressfaktor.
Symptome:
Symptome für eine ZFE können (ich schreibe „können" weil viele Katzen wahre Meister im Schmerz unterdrücken sind) sein:
■vermehrtes Schlucken und Speicheln
■Mundgeruch, der an vergammeltes Fleisch erinnert
■allgemeines Unwohlsein mit Rückzug in irgendwelche Höhlen und Verstecke
■verminderte Essensaufnahme und dadurch Gewichtsabnahme
■struppiges (teilw. verklebtes, „vollgesabbertes") Fell, weil die Katze Schmerzen beim Putzen hat
Schaut man der Katze dann ins Maul, sieht man meist einen mehr oder weniger roten Saum am Zahnfleisch entlang der Zähne, der durchaus bluten kann, wenn man ihn mit dem Fingernagel berührt. Oft sind starke Zahnsteinbeläge vorhanden, die Zähne sind braun und wirken „gammelig". Der Geruch aus dem Katzenmäulchen erinnert an ein 4 Wochen altes Schnitzel, das man im Kühlschrank vergessen hat. Die ZFE ist in den meisten Fällen an den hinteren Backenzähnen (Molaren) am schlimmsten und zieht sich abschwächend über die Prämolaren bis nach vorne zu den Reisszähnen (Canini) und den dazwischen liegenden Schneide- oder Putzzähnchen, den Incisivi. Das ausgewachsene Katzengebiss besteht übrigens aus 30 Zähnen.
Behandlung:
Hat man nun bei seiner Katze eine Veränderung der Zähne oder des Zahnfleisches festgestellt, heißt es, die Katze so schnell wie möglich dem Tierarzt vorzustellen. Je eher man etwas unternimmt, umso größer sind die Chancen, die Entzündung zu heilen. Wartet man zu lange, kann so eine Entzündung durchaus chronisch werden und die Katze hat richtige Schmerzen.
Wichtig ist, dass man vom Gebiss ein Röntgen-Bild macht, um zu sehen, ob die Zahnwurzeln betroffen sind (FORL oder auch Zahnhalsschädigung, früher Necklessions). Wenn nämlich die Wurzeln kaputt sind, kann man oben herum soviel behandeln, wie man will, ohne dass eine Besserung eintritt. Dann müssen die Beißerchen raus. Zieht man die betroffenen Zähne, ist nach Abheilen der Wunden oft der ganze Spuk schnell vorbei.
Sind die Wurzeln in Ordnung, kann man versuchen die ZFE in den Griff zu bekommen, aus schulmedizinischer Sicht gibt es allerdings nicht sehr viel mehr Möglichkeiten, als eine Therapie mit Antibiotika und Kortison. Durch das Kortison tritt schnell eine Besserung ein, allerdings ist die Entzündung nach der Therapie manchmal auch schnell wieder da. Das viel gepriesene Omega-Interferon hilft leider auch nicht immer, genauso wie die langfristige Behandlung mit Hormonen. Um die Keimbelastung in der Maulhöhle etwas einzudämmen, kann man Dentisept-Paste (Dr. Albrecht GmbH, beim Tierarzt erhältlich) aufs Zahnfleisch reiben, was sich nicht jede Katze gefallen lässt und was auch nicht bei allen Katzen anschlägt. Auch die Gabe von Nachtkerzenöl und erhöhte Vitamingaben (A, C, E) können die Entzündung mindern.
Meiner Meinung nach sollte man auch die Fütterung in die ganze Überlegung mit einbeziehen. Die so genannten "Zahnstein-Verminderungs-Futtermittel" dienen hauptsächlich dem Geldbeutel der Futtermittelindustrie, da Überreste in den Zähnen durch den hohen Getreide-Anteil im Futter ein optimaler Nährboden für Keime jeder Art sind.
Für manche Tierärzte sind Antibiotika und Kortison das „non plus ultra" und unter Umständen wird die Katze monatelang damit behandelt. Ich empfehle jedem Betroffenen, sich eine(n) gute(n) Heilpraktiker(in) zu suchen und auch homöopathische Behandlungsmethoden mit einzubeziehen.
Vorbeugung:
Zahnsteinbefall und anderen Zahnerkrankungen kann man natürlich auch vorbeugen. Man sollte einmal im Jahr das Gebiss der Katze durch seinen Tierarzt untersuchen lassen, selber kann man immer wieder mal der Katze ins Maul schauen. Ist Zahnstein vorhanden, sollte dieser möglichst schnell entfernt werden. Nach der Zahnsteinentfernung sollten die Zähne poliert und evtl. auch versiegelt werden (bietet leider nicht jeder TA an), dadurch gewinnt man etwas mehr Zeit, bis zur nächsten Entfernung.
Dann gibt es natürlich auch die Möglichkeit, seiner Katze jeden Tag die Zähne zu putzen. Aber mal ehrlich, wer KANN seiner Katze die Zähne putzen? Am besten wäre es, die Katze von klein auf daran zu gewöhnen und das auch wirklich regelmäßig durchzuziehen. In ganz kleinen Schritten ist es sicher möglich, auch eine erwachsene Katze dafür zu begeistern.
Der beste Zähneputzer ist ein Stück Fleisch. Ob Huhn, Rind oder Maus ist eigentlich egal. Das Stück Fleisch sollte so groß sein, dass die Katze es wirklich richtig durchkauen muss und dass es ihr unmöglich ist, dies in einem Rutsch runterzuschlucken. Gerade knorpelige Stücke wie Hühner- oder Putenhälse sind gerade richtig.